Geschäftskonto eröffnen leicht gemacht – nicht bei der Sparkasse

Geschäftskonto nicht zur Spakasse
Wohin mit dem Geschäftsgeld? Hier nicht! – Foto: FuFuWolf,(bearbeitet) CC2

Wenn’s um Geld geht, bin ich Jahre lang treu zur Sparkasse gegangen. Als ich nun für meine Schreibagentur ein Geschäftskonto dort eröffnen wollte, sollte mir das allerdings nicht gelingen. Aber von vorn.

Erste Spardose zum Weltspartag 1976

Meine erste Spardose bekam ich als Grundschüler in meiner Geburtsstadt Unna, natürlich eine rote von der Sparkasse. Zum Weltspartag. Das war 1976. Ja, so alt bin ich schon. Ich lernte schnell wie man so eine Spardose gefüllt bekommt – niedlich gucken, wenn Großeltern zu Besuch sind und dergleichen. Und ich lernte auch, dass man die Münzen aus dem Urlaub nicht in die Spardose wirft. Nicht dann, wenn man den Doseninhalt auf das Sparbuch einzahlen möchte jedenfalls. Kurzum:  die ganz wichtigen Zusammenhänge der Weltwirtschaft lernte ich in jungen Jahren: bei der Sparkasse.

Als ich zum Studium nach Berlin umzog, meldete ich brav mein Konto hier ab und dort wieder an: bei der Berliner Sparkasse. Mein erstes Gehaltskonto: klar, bei der Sparkasse. Auch noch nach einem weiteren Umzug nach Schwerin.

Wechselprämie? Nö!

Nun gab es in den 90ern und Anfang der 2000er Jahre eine große Konkurrenz um Bankkunden. Wechselprämien, günstigere Kontoführungsgebühren, alles kein Anreiz für mich, ich blieb dem Geldinstitut meiner ersten Wahl treu.

Vor einigen Jahren kam ich dann in den Genuss einer privaten Anlageberatung. Ich bildete mich in der Thematik Aktienfonds weiter und gründete ein eigenes Depot. Dabei stellte sich eine andere Bank als flexibler und günstiger heraus. Und tatsächlich: ich wechselte. Als kritischer Kapitalist, als der ich mich, obwohl nun Aktienfondsbesitzer, immer noch sah, reute es mich tief im Innern doch. Dort die Großbanken: Gewinnmaximierung, Bonuseinheischen, kaum dass die Staatsbürgschaften fließen und hier die gute, lokale, stabile, dezentrale, transparente Sparkasse. Fernab jeglicher Skandale, immer ein Geldautomat um die Ecke. Gewinne gehen an C-Jugend-Fußballturniere und an lokale Kulturfestivals, wovon ich beruflich sogar einige Jahre profitierte. Aber eben nicht an Vorstandsvorsitzendenvillen. So soll es doch in einer gerechten Gesellschaft zugehen.

Meine zweite Chance: der reuige Rückkehrer

Nun sah ich meine Chance gekommen. Ich gehe wieder zur Sparkasse! Diesmal mit meinem Geschäftskonto. Ich brauche möglicherweise auch Beratung, da ist der persönliche Kontakt doch wichtig. Vielleicht muss ich später etwas finanzieren. Also frohen Mutes mit den bisherigen Geschäftsunterlagen in die mir nächste Filiale der Sparkasse Bergkamen-Bönen in Oberaden und um eine Beratung gebeten.

Sie wollen also eine Firma gründen??

Ich hatte Glück, Herr W. (Name von mir geändert) hatte gleich Zeit. Ich erklärte ihm mein Anliegen. Geschäftskonto, aha, ob ich denn eine Gewerbeanmeldung vorliegen habe. Nein, erklärte ich ihm, ich bin gerade in Gründung als freischaffender Selbständiger, daher brauche ich keine Gewerbeanmeldung. Ungläubiger Blick seitens des Finanzberaters. Das kenne er so nicht, ich müsse mich doch irgendwie anmelden. Nein, erklärte ich nochmals. Auch, dass ich mich gerade in einer Gründerberatung befände und dass das alles ganz super ist und ich toll beraten werde und ich eine Anfrage ans Finanzamt zur steuerlichen Erfassung stellen werde. Aha, entgegnete Herr W. und erkundigte sich, bei welcher Bank ich denn privat sei. Ich bemerkte sogleich den Fallstrick und betonte, dass ich immer, wirklich immer bei der Sparkasse gewesen sei, aber letztlich doch zur c.-Bank gewechselt bin. Herr W. nickte bedeutungsschwer und entschuldigte sich. Er müsse sich mit der Hauptstelle beraten.

Beraten, beraten und …

Mir blieb also Zeit, mich umzusehen, in mich zu gehen. Ist das hier meine Bank? Bin ich hier richtig? Wird Herr W. der Finanzfachmann meines Vertrauens? Er scheint sympathisch, trotz reichlichen Haargels, etwa mein Alter, aber nun ja. Und von Geschäftsmodellen muss er ja nicht wirklich etwas verstehen. Nach guten 15 Minuten, die mir wie 25 vorkommen, setzt er sich wieder zu mir und sich ein ernstes Gesicht auf.

… abgelehnt!

Es tue ihm leid, er brauche eine Unterlage und generell bin ich als reiner Geschäftskunde für sein Haus auch gar nicht interessant. Ich könne doch mit meinem Geschäftskonto ebenfalls zur c.-Bank gehen.

Ich weiß nicht, wie weit meine Kinnlade herunterklappte und wie dumm ich aus der Wäsche geschaut haben muss, aber es dauerte ganz sicher einen Moment, bis ich begriff, was ich da gehört hatte. Ist irgendwie so, als wolle Bäcker Beckmann mir keine Brötchen verkaufen, weil ich nur drei und nicht sieben möchte. Vielleicht war ich ja nicht rasiert? Hatte zu legere Schuhe an? Nun denn. Wer weiß, wofür es gut war.

Zwei Tage später habe ich bei der C.-Bank (die nicht die c.-Bank ist) einen Termin bekommen, bin äußerst herzlich und aufgeschlossen von Frau M. beraten worden und bin nun zufriedener Geschäftskunde dort.

… und meiner roten Spardose weine ich gerade etwas hinterher.

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*** „Bank: eine Einrichtung, die dir so lange Geld leihen wird, wie du beweisen kannst, dass du keins brauchst.“ Herkunft unbekannt

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